Ergebnis
wissenschaftliche Publikation

Die Bedeutung von Nähe für nachhaltige und innovative Zusammenarbeit in lokalen Wertschöpfungsketten

Empirische Einsichten aus Südwestdeutschland
Autorenschaft
Ulrike Hardner
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Titelseite der Masterarbeit

In den letzten Jahren sind auf regionaler und lokaler Ebene vermehrt kleinteilige alternative Ernährungsnetzwerke (Alternative Food Networks, AFNs) entstanden, die auf die vielschichtigen Herausforderungen des heute dominierenden Agrar- und Ernährungssystems reagieren. AFNs zielen darauf ab, Produzent*innen und Konsument*innen wieder miteinander zu verbinden und die Nahrungsmittelproduktion in lokale Kontexte einzubetten. Sie erkennen dabei die Notwendigkeit einer grundlegenden Transformation hin zu einer widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Form der Lebensmittelproduktion und -konsumption innerhalb planetarer Belastungsgrenzen an.

Während sich die Forschung bisher vor allem auf bereits etablierte Kooperationsformen konzentriert hat, befasst sich diese Arbeit mit der frühen Phase der Entstehung von AFNs. Das Proximitäts-Framework von Boschma (2005) wurde operationalisiert, um die Rolle geografischer, organisatorischer, institutioneller, sozialer und kognitiver Nähe bei der Bildung von Multi-Akteurs-Zusammenarbeit für lokale Wertschöpfungsketten sowie deren Auswirkungen auf kontextuelle Nähe zu analysieren. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Schnittstelle zwischen landwirtschaftlichen Produzent*innen und lokalen Behörden.

Auf Basis eines qualitativen, vergleichenden Fallstudienansatzes wird die hohe Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Dimensionen von Nähe deutlich. Die Forschungsergebnisse bestätigen, dass Nähe ein treibender Faktor für die Entstehung von AFNs sein kann, während ein Mangel an Nähe deren Aufbau behindern kann. Obwohl die Schaffung alternativer Formen der Lebensmittelproduktion und -konsumption häufig in einem räumlich begrenzten Umfeld stattfindet, scheinen insbesondere nicht-räumliche Dimensionen der Nähe – vor allem soziale Nähe in Kombination mit einem grundlegenden Maß an kognitiver Nähe – den entscheidenden Einfluss auf die erfolgreiche Etablierung von AFNs zu haben.

Indem sie eine Wiederannäherung zwischen Produzent*innen und Konsument*innen fördern, können AFNs ein transformatorisches Potenzial entfalten. Um dieses nutzen zu können, sollten politische und regulatorische Rahmenbedingungen zivilgesellschaftliche Akteur*innen dabei unterstützen, die Entstehung von AFNs zu erleichtern.

Dateianhänge
Masterarbeit (84.3 KB)